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Specialized MTB Reifen - 3 Modelle im Härtetest

März 30, 2016
Specialized MTB Reifen - 3 Modelle im Härtetest

Es ist für viele sicherlich überraschend, wieviel Geschichte in den Reifen von Specialized steckt. Denn der amerikanische Hersteller, der heute vor allem für seine High-Tech-Bikes im MTB- und Road-Bereich bekannt ist, hat auch mal ganz klein angefangen. Und zwar mit, genau, Reifen. Bereits 1978 brachte Specialized sein Debüt-Produkt in Form des Turbo-Reifen, einem faltbaren Drahtreifen der in Sachen Performance durchaus mit Schlauchreifen mithalten konnte. Wer also seine Zweifel an der Expertise des US-Amerikaner gehabt haben sollte, darf sich jetzt eines Besseren belehren lassen.

Das aktuelle MTB-Reifen-Sortiment von Specialized deckt nahezu jeden Einsatzbereich ab – von leichten Cross-Country-Reifen über zweilagige Downhill-Schlappen bis hin zu Plus-Size und Fatbike-Gummis. Außerdem gibt es noch mehrere Varianten in Bezug auf die Stärke der Seitenwände. Der S-Works ist mit den dünnsten Seitenwänden ultraleicht und wie gemacht für den Cross-Country-Einsatz. Der Control dagegen bietet etwa 15% mehr Widerstand gegen Einfahrverletzungen in der Seitenwand, der Grid mit seiner speziellen Zweifach-Gummimischung und steiferen Seitenwänden sogar nochmal 23% mehr als der Control. Hier bekommst du auf Kosten eines zwangsläufig höheren Gewichts verbesserten Grip und mehr Stabilität in der Kurve. Die doppellagigen Downhill-Mäntel sind das Maß der Dinge, was Pannenschutz, Kontrolle und Handling angeht.


[eho]


Das Material

Der Materialmix der Specialized-Reifen wird als Gripton bezeichnet und lässt sich kurz als hauptsächlich synthetisches Gummi verstärkt mit Siliziumdioxid beschreiben. Specialized behauptet, dass durch das spezielle Material weniger Energie durch Hysterese (Umwandlung der Energie in Reibungswärme) verloren geht und gleichzeitig eine geringere Abnutzung und Wärmeentwicklung sowie eine verbessertes Rollverhalten vorliegt als bei natürlichen Gummigemischen.

Reifen sind wichtiger für die Performance, als viele denken.

Beim Anfassen zeigt sich ein Gripton-Reifen sehr weich und nachgiebig, was ihm erlaubt, sich bestens an schwierige Untergrundverhältnisse anzupassen. Die standardmäßige Härte von Gripton ist relativ gering, sodass es dem MTB-Reifen möglich ist, viele Vibrationen des Untergrunds abzufedern.

Die Härte

Die Härte des Reifens bzw. des Gummis wird als Zahlenwert angegeben, etwa 42A oder 60A. Je höher die Zahl, desto härter die Mischung, das „A“ kennzeichnet die Prüfmethode, bei der mit einem Federstift die Eindringtiefe ins Material gemessen wird. Die Faustregel: Je weicher der Pneu, desto besser die Haftung. Aber: Mehr Härte sorgt für eine gesteigerte Langlebigkeit. Die Härte vom reinen Gripton-Gemisch liegt bei 56A, aber die Specialized-Reifen gibt es in vielen verschiedenen Härten, eben je nach Einsatzzweck.

Die XC- und Trail-Reifen liegen zum Beispiel bei Werten um 60, All-Mountain-Reifen haben auch 60, nutzen aber an den Außenwänden weicheren Gummi mit 50er Härte. Dadurch verbessert sich die Traktion bei schnellen Kurvenfahrten und höherem Gewicht. Enduro- und Downhill Reifen reichen von Werten um die 50 bis hin zu 42 für „super-beharrliche Traktion“.

Um die Leistung seiner MTB-Reifen noch weiter zu verbessern, hat sich Specialized ausgiebig mit dem optimalen Reifenprofil beschäftigt. Dabei haben die Entwickler vor allem darauf geachtet, die perfekte Größe und Form der Profilblöcke zu finden, um maximale Traktion und minimalen Rollwiderstand zu erreichen. Außerdem kommen Specialized-Reifen mit einem Minimum an Gummi im Profil aus.

Weniger Material im Profil bedeutet weniger Abrieb. Weniger Abrieb bedeutet weniger Rollwiderstand. Und weniger Rollwiderstand bedeutet mehr Geschwindigkeit.

Die Karkassen

Da aber jeder Riding Style andere Reifenanforderungen mit sich bringt, gibt es bei Specialized drei verschiedene Manteltypen, die wir bereits angesprochen haben: S-Works, Control und Grid.

S-Works hat ganze 120 TPI, zu deutsch Fasern pro Zoll, und somit eine hohe Dichte des Karkassengewebes, dass hier komplett aus Nylon besteht. Dadurch ist es extrem leicht und mit optimalem Rollverhalten für den Cross-Country-Einsatz. Das geringe Gewicht wird vor allem durch die Reduzierung von überschüssigem Gummi erreicht.

Control verzeichnet nur 60 TPI, hat dafür aber einen integrierten Seitenwand-Schutz und mehr Gummi auf den Hüften. Die Karkasse besteht aus Nylon überzogen mit Butylkautschuk. Dadurch eignet er sich hervorragend als Allrounder für den Offroad-Einsatz.

Grid hat ebenfalls 60 TPI und eine noch weiter verstärkte Seitenwand mit schnittfester Gewebeschicht. Dadurch macht er so schnell vor keinen Hindernissen halt, weder große Dornen, Steine oder Geröll.


Testfahrt mit den Specialized MTB-Reifen auf australischen Trails


Cross-Country-Reifen

Specialized Fast Trak

Der Name sagt hier eigentlich schon alles. Dieser Reifen ist hauptsächlich auf eines ausgelegt: Geschwindigkeit. Wir haben die großen 29x2.2er Fast Trak mit Control-Karkasse und 2bliss-Ready-Technologie (für Tubeless) mal genauer unter die Lupe genommen und haben unsere MTB-Profis von The Commonaeros mal einige Runden drehen lassen.

Specialized Fast Trak profil

Das Gewicht ist schon mal wettbewerbsfähig – 610g und 640g brachte das Paar auf die Waage, bei relativ geringer Reifenbreite. Nur 52,96mm entsprechen die 2,2“ bei Specializeds Fast Trak, verglichen mit den 55,15mm von den 2,2 Maxxis Icon schon ein deutlicher Unterschied und eine Erklärung für das geringe Gewicht. Mithilfe von 2bliss-Ready war der Reifen schnell über unseren Mavic Crossmax SLR Räder gezogen und wir waren in 10 Minuten startklar.

Es ist häufig der Fall, dass neue Reifen einem erst mal mehr denken als fahren lassen. „Wie weit kann ich mich in die Kurve lehnen?“, „Wie gut ist der Grip auf diesem Untergrund?“ oder „Reicht die Traktion auf diesem Anstieg?“ sind berechtigte Einwände, wenn man einen Reifen zum ersten Mal fährt. Der Specialized Fast Track macht allerdings schon in wenigen Minuten klar, dass man auf dem Trail mehr fahren und weniger denken sollte, denn die Eingewöhnungsphase war praktisch nach den ersten Kurven beendet – und der Fast Trak zeigte, dass er so gut wie alles mitmacht.

Der Fast Track gibt progressives Feedback zur Traktion, sodass man Schritt für Schritt die perfekte Neigung in Kurven finden kann.

Das feine Profil beißt sich in nahezu jede Oberfläche und gibt ein progressives Feedback, wenn die Traktion zur Neige geht – man merkt, dass man langsam Grip verliert und kann seine Körperhaltung entsprechend anpassen, im Gegensatz zu anderen Reifen wo die Geschichte mehr nach dem Motto „ganz oder gar nicht“ funktioniert. So kann man sich ruhigen Gewissens in die Kurven lehnen.

Das wichtigste an einem XC-Reifen sind nämlich Vorhersehbarkeit und Beständigkeit. Bei hohen Geschwindigkeiten muss man sich darauf verlassen können, dass der Reifen auch in akuter Schräglage noch die nötige Traktion besitzt, dich schön durch die Kurve driften zu lassen. Auch in Sachen Langlebigkeit ist dem Specialized MTB-Reifen in unserem Test nichts vorzuwerfen: Keine Spur von Schäden oder gar einem Platten gab es nach über 1.000 Kilometern zu beanstanden. Der Specialized Fast Track ist also ein mehr als solider Cross-Country-Treter, der sich vor Namen wie Schwalbe Racing Ralph oder Maxxis Icon nicht verstecken braucht.


All-Mountain/Enduro-Reifen

Egal, ob man es jetzt All-Mountain, Enduro, Gravity, oder Trail nennt – in diesem Bereich müssen Reifen in einer Vielzahl von Bereichen beste Leistungen zeigen. Grip wie beim Downhill, der geringe Rollwiderstand eines Cross-Country, und eine Allround-fähige Karkasse für eben alle Fälle. Specialized hat hier zwei Schwergewichte im Angebot, den Butcher und Purgatory. Wir haben die beiden kombiniert und die 2,3“-Version vom Butcher vorn und Purgatory hinten montiert. Schnell und einfach, wie schon beim Fast Trak.

Specialized Butcher

Der Butcher 27,5x2,3 Control 2bliss Ready war eine reine Wonne im Gelände und fraß alles, was man ihn vor die Füße geworfen hat. Super Ansprechverhalten beim Bremsen, gutes Rollverhalten für einen Reifen dieser Klasse und toller Grip in Kurven unabhängig vom Terrain. Das Reifenprofil ist wie gemacht für den Enduro-Fan und besticht sowohl in nassen als auch staubtrockenen Gefilden. Ein wahrer Allrounder mit hoher Durchschlagssicherheit. Beim Gewicht liegt der Butcher mit nachgemessenen 760 Gramm ganz gut, die Reifenbreite ist allerdings mit 53,50 mm etwas schlanker als ein vergleichbarer Maxxis Minion mit 55,71 mm.

Specialized Butcher profil

Specialized Purgatory

Der Specialized Purgatory 27,5x2,3 Control 2Bliss Ready wog bei uns statt den angegebenen 730 Gramm nur 700 g, war allerdings wie sein Butcher-Kollege mit 54,21 mm auch schmaler als ein vergleichbarer 2,3“-Reifen. Egal, ab geht’s auf den Trail. Denn hier zeigte der Purgatory, aus welchem Holz ein guter Hinterreifen geschnitzt sein sollte. Das Profil gab uns bei Anstiegen tonnenweise Traktion und schob das Bike wie einen Traktor Stück für Stück vorwärts, ohne jemals den Grip zu verlieren.

Specialized Purgatory profil

Trotzdem gibt er auch bergab ordentlich Gas und rollt wie eine Eins. Dies ist vor allem dem härteren Gummigemisch in der Mitte des Reifens zu verdanken. In Kurven und auf der Bremse zeigt sich der Purgatory bissig, abhängig vom Riding Style zeigt er sich dann aber schon auch mal etwas entspannt. Vor allem in Kurven lässt er sich gerne mal etwas gehen und neigt hinten zum Driften, worauf man sich aber einstellen kann. Wie bereits gesagt, die Vorhersehbarkeit ist entscheidend, und der Purgatory gibt dir stets Feedback, wie es um den Grip bestellt ist.

Beide getesteten Enduro-Reifen nutzten die Control-Karkasse, die ihren Job ganz ordentlich erledigt hat: Keine platten Reifen, keine Schäden, kein Kontrollverlust aufgrund fehlender Traktion. Jedoch konnte man feststellen, dass auf schnellen Abfahrten die Reifen an ihr Limit kamen und sowohl vorne als auch hinten ins Schlingern gerieten, wenn man hart auf der Bremse stand. Deswegen unser Tipp: Für Enduro-Fahrer ist die stabilere Grid-Karkasse die bessere und vor allem sicherere Wahl, Freizeit-Trailrider sind mit der Control aber bestens bedient.

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